Großbeeren Mahn- und Gedenkstätte
Text Übernommen von Großbeeren.de
Von der Kirche aus erreicht man über die Ruhlsdorfer Straße die „Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus“. Sie befindet sich seit 1947/48 in einer ehemaligen Kiesgrube am Rande des Ortes, wo von 1942-45 fast 1300 Todesopfer (aus 24 Ländern) des ehemaligen Arbeitserziehungs- und Gestapodurchgangslagers Großbeeren begraben wurden.
In den Jahren 1938/39, als Hitlerdeutschland im Zentrum von Berlin seine größenwahnsinniges Projekt einer Welthauptstadt „Germania“ errichten wollte, begann man vor den Toren der damaligen Reichshauptstadt mehrere große Güter-Verschiebebahnhöfe zu bauen, so auch in Großbeeren. Man wollte die Mitte Berlins von den kleinen alten Güterbahnhöfen räumen, um Platz für große Aufmarschplätze und nationalsozialistische Protzbauten zu schaffen. Für die Bahnarbeiter des zu bauenden Verschiebebahnhofs Großbeeren wurde ein Bahnarbeiter-Barackenlager in Bahnnähe errichtet. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Aufgabe dieses Projektes „Germania“ wurde auch der Ausbau der Verschiebebahnhöfe weitgehend auf Eis gelegt bzw. nur noch in abgespeckter Variante weitergeführt. Immer mehr Bahnarbeiter mussten in den Krieg ziehen und viele der ehemaligen Bahnarbeiterlager standen nun leer.
Später nutzte man das ehemalige Bahnarbeiter-Barackenlager Großbeeren als Arbeitserziehunglager (Zweiglager des AEL Wuhlheide). Die Häftlinge des Straflagers sollten zu gefügigen Arbeitskräften für die deutsche Wirtschaft „erzogen“ werden. Um ihren Willen nachhaltig zu brechen, sie zu der „gewünschten Arbeitsdisziplin“ zu erziehen und zur Abschreckung für andere ausländische Fremd- und Zwangsarbeiter aber auch deutsche Arbeiter, mussten die AEL-Häftlinge besonders menschenunwürdig im AEL leben und für die deutsche Wirtschaft als billigste Arbeitskräfte unter härtesten Bedingungen schuften. Allein ca. 1.300 Häftlinge aus 24 Ländern überlebten im relativ kleinen Lager Großbeeren diese „Sonderbehandlung“ nicht.
Außerdem wurde das Lager als Gestapodurchgangslager genutzt, um Häftlinge kurzfristig bis zum Weitertransport in ein Konzentrationslager unterzubringen.
Im Zuge der vor einigen Jahren durchgeführten Rekonstruktion der OdF-Gedenkstätte (u.a. mit Namenstafeln der Todesopfer) wurde auch die hintere Friedhofsmauer auf dem gegenüberliegenden Friedhof saniert. An dieser Friedhofsmauer hatte man 1942 ca. 200 der zu Tode gekommenen Häftlinge namenlos beigesetzt, bevor angesichts der hohen Sterberate der Lagerhäftlinge das gegenüberliegende Areal der heutigen OdF-Gedenkstätte von 1942-1945 genutzt wurde.
Im Gedenken an die hier an der Friedhofsmauer beerdigten Häftlinge wurde die Gedenkanlage „Hintere Friedhofsmauer“ mit einer Gedenktafel mit Inschrift errichtet.
Alljährlich im April (Befreiung des Lagers) werden an den Gedenkstätten und im ehemaligen Lagerbereich Blumen niedergelegt. Und im September findet alljährlich eine größere Gedenkveranstaltung statt, an der auch Botschaftsvertreter verschiedener betroffener Staaten teilnehmen.